Im Kino: Kevin Smiths „Cop Out – Geladen und entsichert“ – Kevins Cops können Komödie

„Cop Out“, USA 2010. Regie: Kevin Smith. Kinostart 15.04.2010


Kevin Smiths erster Film, der nicht von seiner View Askew-Produktionsfirma gemacht wurde, ohne seinen Stammproduzenten Scott Mosier, der erste, dessen Drehbuch er nicht selbst verfasst hat – und vielleicht deshalb ein guter Film. Denn in den letzten Jahren hat Smith mehr oder weniger geschwächelt, eigentlich seit seinem 1999-„Dogma“. Hier nun sind seine eigenen Obsessionen etwas dezenter, subtiler eingeflochten, nicht so offensiv-plakativ wie sonst, das tut dem Film gut. Und als Schauspieler hat er immerhin Bruce Willis bekommen, der ist sowieso ein Selbstläufer, da ist schon mal ausgebügelt, dass Smith zwar Dialoge sehr gut kann, seine Charaktere aber oft genug Abziehbilder sind und seine Schauspieler Duracell-Plappermäuler.

Willis weiß, was er leisten kann, wie er es leisten muss, und er beweist nicht nur – wieder einmal – sein Gespür für sich selbst, für die eigene Filmpersona, so dass er ironisch damit spielen kann, sondern auch seinen ausgesprochenen Sinn für (komisches) Timing. So einen braucht Smith, hier ist der der Film verankert. Willis spielt Jimmy Monroe, einen der titelgebenden Cops, sein Counterpart/Partner ist Paul Hodges, den der Comedian Tracy Morgan als überdrehten Dampfplauderer gibt. Das muss natürlich so sein, dass der Neger den Freak spielt, das ist Tradition im weißen Hollywood, dass in gemischtrassigen Komödien der Schwarze den lustigen Laberer geben muss. Natürlich macht sich Smith einerseits über dieses Klischee lustig; doch hier zeigt sich auch andererseits exemplarisch seine Schwäche. Denn wenn Smith mit diesem rassistischen Klischee spielt, dann nicht subversiv, zersetzend, sondern letztendlich eben doch affirmativ: die typische Negerrolle bleibt braun gefärbt, auch wenn er sie durch den Kakao zieht.

Immer wieder hat man das bei Smith, nicht nur in diesem Film: Dass er seine komischen/satirischen/parodistischen Situationen gekonnt aufbaut, aber nicht konsequent bis zum Ende durchspielt. Bevor es wehtut, bricht er ab – das mag insgesamt stromlinienförmiger sein, vielleicht auch quantitativ mehr Leute ansprechen, qualitativ aber bleibt dann der Eindruck eines eingekniffenen Schwanzes. Denn erst wenn es den einen schmerzt, kann der andere lachen, so ist das nun mal in den farcehaften Typenkomödien, die Smith drehen will.

So werden auch die genuinen Albernheiten in „Cop Out“, die punktuell hochkomisch sind, häufig nicht weitergeführt. Dass sich Jimmy und Paul bei ihren Verhören einen Spaß daraus machen, die Verdächtigen mit Filmzitaten zu traktieren, hat über die jeweilige Szene hinaus keine Auswirkungen in Richtung Parodie oder Persiflage; dass Paul, der mit Eheproblemen hadert, mit einer schönen Mexikanerin in einem Motel feststeckt, keiner die Sprache des anderen kann, hat Potential – über ein paar kleine Missverständnisse geht es aber nicht hinaus. Spielerisch übernimmt der Film die Konventionen des 80er-Jahre-Buddy-Cop-Movies, inkl. der poppigen Musik – aber er setzt sich nicht tiefergehend damit auseinander.

Freilich: Smith wirft mit so viel um sich, dass es nicht viel ausmacht, wenn er eine komische Situation mal vor ihrem potentiellen Höhepunkt liegen lässt und sich etwas anderem zuwendet – es gibt immer noch genug, das trifft. Und: der Film wird zusammengehalten durch einen plausiblen Plot, auch das für Smith-Verhältnisse nicht unbedingt selbstverständlich.

Die Cops Jimmy und Paul, Partner seit neun Jahren und eigentlich suspendiert, weil sie einen Einsatz verbockt haben, verwickeln sich in einen persönlichen Krieg gegen eine mexikanische Drogengang: denn Jimmy ist Sammler von Baseball-Sammelbildchen, und eines, sein wertvollstes Stück, wird ihm geklaut und liegt jetzt beim Bandenboss. Dabei wollte Jimmy mit dem Bildchen doch die Hochzeit seiner Tochter finanzieren, immerhin 48.000 Dollar, und so müssen er und Paul halblegal das Teil wiederbeschaffen. Treffen auf eine mexikanische Schönheit, die zwei Tage in einem Kofferraum verbracht hat, müssen die Eheprobleme des hocheifersüchtigen Paul lösen, und geraten immer wieder an den Kleinkriminellen Dave, einen durchgeknallten Kindskopf – mit ihm hat der Film seine besten Szenen, da ist der Film dann ganz bei sich selbst.

Seann William Scott spielt diesen Dave, eigentlich hat er nur zwei größere Szenen. Da aber geht er mit Herzenslust zur Sache, plappert drauflos wie ein Kind, macht Zoten wie ein Pubertierender, bringt alles durcheinander, bringt jeden um den Verstand. Kevin Smith vergleicht die Dave-Figur mit Bugs Bunny, und er hat Recht damit.

Ja: es gibt hervorragende Dialogsequenzen mit Jimmy und Paul (auch wenn Tracy Morgan es mit dem unterspielten Witz von Willis nicht aufnehmen kann), in denen sich die beiden spielerisch-kameradschaftlich beharken, sich gegenseitig foppen, dann wieder andere verarschen, mit größtem Witz gemeinsam auf Dritte losgehen und sie in Grund und Boden reden. Doch Dave fügt diesem Gespann eine dritte Dimension an, er nimmt es locker mit beiden auf: in dieser erfindungsreich geschaffenen, völlig absurden Figur, die zugleich sich ganz in den Film einfügt, zeigt sich, was an ein paar anderen Stellen fehlt: Der Mut, den entscheidenden Schritt weiterzugehen.

Aber immerhin ist dieser Film ein großer Schritt für Kevin Smith hin zur richtig, durchgehend guten Komödie.


Harald Mühlbeyer


„Cop Out“, USA 2010.
Regie, Schnitt: Kevin Smith. Drehbuch: Robb Cullen, Mark Cullen. Kamera: David Klein. Musik: Harold Faltermeyer. Produktion: Marc Platt, Polly Johnsen, Michael Tadross.
Darsteller: Bruce Willis (Jimmy Monroe), Tracy Morgan (Paul Hodges), Kevin Pollack (Hunsaker), Adam Brody (Mangold), Guillermo Diaz (Poh Boy), Seann William Scott (Dave).
Verleih: Warner.
Länge: 105 Minuten.
Kinostart: 15.04.2010.