Batman vor 20 Jahren - auf Blu-ray


von Bernd Perplies

„The Dark Knight“, der zweite „Batman“-Film von Christopher Nolan, hat im letzten Jahr dem berühmten Rächer im Fledermauskostüm einen phänomenalen Popularitätsschub verpasst – und das obwohl (oder gerade weil) der Film so düster ist, dass man am Ende das Kino mit einem regelrecht klammen Gefühl verließ. Wie bunt und überlebensgroß nimmt sich dagegen „Batman“ von Tim Burton aus, der jetzt gemeinsam mit seinen drei Sequels auf Blu-ray erschienen ist. Bernd Perplies wirft einen Blick auf das – seinerzeit übrigens auch als düster empfundene – Pop-Spektakel aus dem Jahre 1989.

Der Fluch eines „spezial gelagerten Sonderfalls“


von Rebecca Nicklaus

Die drei ??? - Das verfluchte Schloss
(Originaltitel: The Three Investigators and the Secret of Terror Castle)


Deutschland/ Großbritannien 2008, Regie: Florian Baxmeyer, Buch: Philip LaZebnik (Buchvorlage: Robert Arthur), Kamera: Peter-Joachim Krause, Musik: Annette Focks, Produktion: Malte Grunert, Ronald Kruschak u.a.
Darsteller: Chancellor Miller (Justus Jonas), Nick Price (Peter Shaw), Cameron Monaghan (Bob Andrews), James Faulkner (Victor Hugenay), Jonathan Pienaar (Sheriff Hanson), Annette Kemp (Caroline Hanson)
Laufzeit: 97 Minuten
Verleih: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
Dt. Kinostart: 19.03.2009


Klappe, die Zweite... Kaum ein Film wurde von optimistischen Freunden und Verehrern sehnsüchtiger erwartet als die zweite Verfilmung eines der zahllosen Krimiabenteuer der berühmten Detektivfrischlinge aus Rocky Beach. Die drei Fragezeichen kündigten sich wieder an – und mit ihnen eine frisch gesäte Hoffnung bei den treuen Fans der Buch- und Hörspielserie, nachdem der erste Film „Das Geheimnis der Geisterinsel“ für viele von ihnen ein harter Schlag gewesen war. Tausende von Fans erhoben die zitternden Hände zum Gott des guten Geschmacks und beteten um Gnade für diesen zweiten Versuch. Die Hoffnung spross nicht mehr nur zart, je näher der Anlauftermin rückte, sondern wucherte wie ein wild gewordener Dschungelplanet, um dann beim Sichten des Streifens in sich zusammen zu fallen wie ein abgeholzter Regenwald.

Inhaltlich thematisiert das zweite Abenteuer erneut, aber diesmal mit besonderer Aufmerksamkeit, das Schicksal des Waisenjungen des Trios: Justus Jonas, der schlaueste Kopf im ganzen Land und infolgedessen auch der erste Detektiv, wird mit einer überraschend auftauchenden Videobotschaft seiner verstorbenen Eltern konfrontiert, die ihm Aufschluss über ihre wahre Identität und Hinweise auf ihren Tod liefert. Als in diesem Zusammenhang auch auf das Spukschloss des toten Erfinders Stephen Terrill verwiesen wird, ist den drei Detektivfreunden klar, dass sie sich dorthin aufmachen müssen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Bevor sie jedoch schaffen, das Geheimnis der Geisterei endgültig zu ergründen, stellt sich ihnen immer wieder ein pflichtbewusster Sheriff in den Weg, dessen abgedrehte Tochter zusätzlich für so manches Rätsel sorgt. Ein selbst gewählter Auftrag, der die drei Ermittler wie kein anderer zuvor ins Schwitzen kommen lässt...

Schon der Beginn des Films begeht einen schweren Bruch der der Drei-Fragezeichen-Welt innewohnenden Gesetze: Justus wird von seiner Tante, seinem Onkel und seinen beiden Freunden mit einer kleinen Geburtstagsfeier überrascht, was die Illusion der fast dreißigjährigen Alterskonstante empfindlich stört, weswegen das Hörspiel jede Konfrontation mit Geburtstagen zu vermeiden pflegt. Aus dem Regelwerk der drei Detektive, Regel 39: „Ich bin dein Alter, und du sollst keine anderen Altersgrößen haben neben mir.“ Vermutlich zieht Justus genau deswegen ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter, doch im weiteren Verlauf des Films erklärt sich diese Tatsache durch den Zusammenhang mit dem Tod seiner Eltern. Es stellt sich mithilfe eines frisch entdeckten Videobands heraus, dass Justus mit seinem Nachforschungsdrang ganz nach seinen Eltern kommt, da diese geheime Ermittler gewesen und kurz vor ihrem Tod noch in den besonders gefährlichen Fall eines verfluchten Schlosses involviert waren.
Erstmalig hüpfen die Herzen der Hörspielfans ein wenig höher, als die drei Jungens sich einstimmig zugestehen, dies sei ein „spezial gelagerter Sonderfall“ - ein Ausdruck, der aus Folgen des Hörspiels bekannt ist. Aber das Hüpfen hat noch kein Ende. Die drei beschließen, dem Hinweis zu folgen und sich zu besagtem Gemäuer aufzumachen, um das Rätsel zu lösen: mit keinem geringeren Fortbewegungsmittel als dem berüchtigten Rolls-Royce, dessen Chauffeur Morton im Film von Andreas von der Meden, der Originalstimme aus dem Hörspiel, synchronisiert wird.
Ein geringer Trost, denn von Anfang an führt der Film jeden ursprünglichen Handlungsstrang Richtung Neuland. Das ist an sich ja kein Vergehen. Weil er die geniale Kultvorlage zugleich an die Wand fährt, schmerzt es doch.

Auf diesem Neuland erleben die drei Detektive zunächst eine schicksalhafte Begegnung mit einem Sheriff, die seine eifrig-bärbeißige Auffassung der beruflichen Pflichten deutlich macht und diese nebenbei mit dem aus seinem Autoradio schallenden Lied „I´m proud to be a redneck“ untermalt. Dieser Auftritt wird praktischerweise mit der obligatorischen Warnung vor dem Schloss und einer Drohung verbunden. Somit haben die drei Detektive schon zwei weitere Gründe, sich dem verfluchten Schloss zu nähern.

Spätestens, als es sich düster und kohlrabenschwarz in den umwölkten Himmel erhebt, wird jedem Zuschauer klar, dass nun das leichte Strandleben, das die drei Detektive sonst unter der kalifornischen Sonne führen, vorbei ist. Innerhalb dieser vier Wänden treten im Laufe des Films auf: von Zauberhand bewegte Gegenstände, wie Fließbänder anmutende Teppiche, dampfender Nebel, ein wie aus dem Nichts zutage tretender finsterer Gesell' als mutmaßliche Erscheinung des toten Hausbesitzers - und die nicht minder gruselige Tochter des Sheriffs.
Letztere schmückt sich mit dem Namen Carolin und mit mehreren zweifelhaften Fähigkeiten, die ihr seherische, auren-lesende und reinkarnierende Qualitäten bescheinigen. In Bob sieht sie das männliche Gegenstück einer großen historischen Liebe, das ihr bis jetzt noch fehlte.

Auch, wenn der hinterwäldlerische Sheriff und seine nymphomanische Tochter durchaus skurrile Noten in das Gesamtbild pinseln, wirkt diese Liebelei und die damit hervorgerufene aggressive Reaktion des entrüsteten Vaters in Anbetracht der jungen Jahren aller Beteiligten deplatziert. Man sollte meinen, dass ein Regisseur, der sich entgegen aller guten Ratschläge für Kinderdarsteller entscheidet, weiß, von welchen Erwachsenenthemen er die Finger besser lassen sollte. In den Liebeswitzen und schlüpfrigen Schenkelklopfern gerät die Idee zum bloßen handlungsunmotivierten Klamauk, was auch insgesamt die Schwachstelle des Films markiert. Der ist zu bemüht, alles zu haben und urplötzlich aus dem Hut zu zaubern, was der Zuschauer braucht, um die Szenen in eine kausale Abfolge zu stellen und Gänsehaut zu bekommen – auf dass der Holzhammer mit durchkommt und die ganze Gans gerupft wird, als gäbe es kein Morgen.

Auch in ernsteren Momenten, wenn Justus um seine Eltern trauert oder Wut zeigt auf alles, das mit ihrem Tod zu tun hat, ist von Feinfühligkeit in der Inszenierung nichts zu spüren, was allerdings auch am Hauptdarsteller liegt. Verstärkter Geigeneinsatz muss hier die mangelnde Schauspielkraft von Chancellor Miller wettmachen.

Da bewegt sich der Film schon auf sichererem Gelände, wenn Peter seine Hasenfüßigkeit durch frotzelige Aussprüche tarnt und mit seinem jungenhaften Charme die ernste Männerrunde aufmischt. Den einen oder anderen amüsierten Lacher entlocken ebenfalls Bobs besorgt-umsorgende Art und sein für alle Fälle gerüsteter Rucksack.

Den gesamten Film lang erwartet den Zuschauer ein stetiger Spannungsaufbau, unterstützt durch eine solide Kameraführung, die zwar nicht durch innovatives Handwerk glänzt, aber ihren Zweck erfüllt, und ein Filmmosaik an Musikzitaten, Gefühlskurven und plötzlich auftauchenden Ermittlungsschnipseln, die von der Vergangenheit bis zur Gegenwart quer durch die Zeit führen.
Das Grande Finale - so viel sei hier verraten - beschert ein „unverhofftes“ Wiedersehen mit einem alten Bekannten und erfolgt ganz den Maßstäben eines Actionfilms, der etwas auf sich hält: die gesamte Bude wird in die Luft gesprengt.

Alles in allem bietet dieses Gruselspektakel der ganzen Familie durchaus gute Unterhaltung und verspricht vor allem den Jüngeren ein kurzweiliges und spannendes Kinoerlebnis, auch wenn die professionelle Ausrüstung der Jungdetektive und einige der Action-Szenen ein wenig zu übertrieben wirken, was so manche Unzulänglichkeit von Drehbuch und Schauspielerei zu vertuschen scheint. Der Film selbst hat allerdings nicht mehr sehr viel mit den Drei Fragezeichen zu tun. Geblieben sind nur die äußerlichen „Eckdaten“ (das berühmte Logo, Namen und Orte), die der Vermarktung der ganzen Angelegenheit natürlich ungemein hilft. Nicht zufällig besuchten eine Million Zuschauer den ersten Film. Trotz der kleinen „Schmankerl“ (wie die Originalhörspielstimme und Hörspielzitate), die die Inszenierung in jedem Film für die älteren Fans der Detektive bereithält – wie es scheint, um diese zu besänftigen - vermag das nicht über die gesamtheitliche Frustration der Entwicklung hinweg zu täuschen. Bleibt nur die kränkelnde Hoffnung, die bekanntlich zuletzt stirbt, dass noch so mancher Geburtstag der drei Darsteller vorbeiziehen möge, um sie eines Tages doch aus dem Schatten der großen Vorbildergestalten herauswachsen zu lassen.

Die Ausstellung SUPERMAN UND GOLEM / DER COMIC ALS MEDIUM JÜDISCHER ERINNERUNG im Jüdischen Museum in Frankfurt.

Bunte Schatzkammer

von Christophe Braun


Jüdisches Museum
Untermainkai 14/15
60311 Frankfurt am Main

Öffnungszeiten: Di-So 10-17h ; Mi 10-20h.

Eintritt: 4 Euro / ermäßigt 2 Euro




Comics fanden in Deutschland bislang kaum Beachtung, und als Dokumente spezifisch jüdischer Erinnerung sowieso nicht. Umso begrüßenswerter ist daher eine Ausstellung, die noch bis zum 22. März im Jüdischen Museum in Frankfurt besichtigt werden kann: SUPERMAN UND GOLEM / DER COMIC ALS MEDIUM JÜDISCHER ERINNERUNG dokumentiert die Entwicklung des Comics im Kontext jüdischer Geschichte im zwanzigsten Jahrhundert.

Die Ausstellung ist zwar nicht besonders umfangreich, aber sehr informativ und spannend: Sie führt, von Autor zu Autor, chronologisch durch die Entwicklungsgeschichte des Comics von seinen Anfängen vor dem ersten Weltkrieg im Rahmen der zeitungsüblichen Karikaturen bis zu den komplexen, literarischen Graphic Novels der Gegenwart. Übersichtliche Texttafeln erläutern die einzelnen Werke, Autoren und Themen im allgemeinen Kontext. Es wird aber (was ein großes Glück ist) nicht zuviel erklärt: Denn die unzähligen Originalcomics, Zeichnungen und Aquarelle sprechen für sich selbst.

Einen besonderen Schwerpunkt stellt die Auseinandersetzung mit dem Holocaust dar, dem zu Recht viel Raum gegeben wird. So können viele der US-Superheldencomics der Dreißiger- und Vierzigerjahre – Fantastic Four, Superman und andere – durchaus als Reaktion auf die wachsende Bedrohung, die von Nazideutschland ausging, gelesen werden. Aber nicht nur Superheldengeschichten finden in den Räumen der Ausstellung Platz: Auch viele Überlebendengeschichten – am berühmtesten ist ohne Zweifel die mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Maus von Art Spiegelman – werden ausführlich dargestellt.



Wer nicht abwarten kann, darf in den ausliegenden Leseexemplaren schmökern – praktisch jeder der ausgestellten Comics ist vorhanden. Vergleichsweise gering fällt die Auseinandersetzung mit dem franko-italienischen Pendant zum amerikanischen Comic bzw. der Graphic Novel, der Bande dessinée, aus. Das verwundert aber nicht angesichts der Tatsache, dass der amerikanische Comic maßgeblich von jüdischen Autoren geprägt worden ist. In vergleichbarem Umfang trifft das auf die europäische Comickultur, wenn man überhaupt von einer sprechen mag (Frankreich und Italien mögen sie haben), nicht zu.

In Deutschland als der Heimat Wilhelm Buschs und des Struwwelpeters, wo der Comic als eigenständige Kunstform bis heute nicht so recht gewürdigt wird (im Gegensatz beispielsweise zu Frankreich, wo die Bildergeschichten als neunte Kunst gelten, die gerade erst im Louvre ausgestellt wurde) tut eine Ausstellung wie diese des Jüdischen Museums mehr als Not. Der Comic als eigenständige Kunstform verfügt über Ausdrucksmittel, die es sonst nirgends gibt. Wer sich nicht mit dem Comic beschäftigt, versagt einer der wichtigsten Kunstformen des zwanzigsten Jahrhunderts die Anerkennung.

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