Die Ausstellung SUPERMAN UND GOLEM / DER COMIC ALS MEDIUM JÜDISCHER ERINNERUNG im Jüdischen Museum in Frankfurt.

Bunte Schatzkammer

von Christophe Braun


Jüdisches Museum
Untermainkai 14/15
60311 Frankfurt am Main

Öffnungszeiten: Di-So 10-17h ; Mi 10-20h.

Eintritt: 4 Euro / ermäßigt 2 Euro




Comics fanden in Deutschland bislang kaum Beachtung, und als Dokumente spezifisch jüdischer Erinnerung sowieso nicht. Umso begrüßenswerter ist daher eine Ausstellung, die noch bis zum 22. März im Jüdischen Museum in Frankfurt besichtigt werden kann: SUPERMAN UND GOLEM / DER COMIC ALS MEDIUM JÜDISCHER ERINNERUNG dokumentiert die Entwicklung des Comics im Kontext jüdischer Geschichte im zwanzigsten Jahrhundert.

Die Ausstellung ist zwar nicht besonders umfangreich, aber sehr informativ und spannend: Sie führt, von Autor zu Autor, chronologisch durch die Entwicklungsgeschichte des Comics von seinen Anfängen vor dem ersten Weltkrieg im Rahmen der zeitungsüblichen Karikaturen bis zu den komplexen, literarischen Graphic Novels der Gegenwart. Übersichtliche Texttafeln erläutern die einzelnen Werke, Autoren und Themen im allgemeinen Kontext. Es wird aber (was ein großes Glück ist) nicht zuviel erklärt: Denn die unzähligen Originalcomics, Zeichnungen und Aquarelle sprechen für sich selbst.

Einen besonderen Schwerpunkt stellt die Auseinandersetzung mit dem Holocaust dar, dem zu Recht viel Raum gegeben wird. So können viele der US-Superheldencomics der Dreißiger- und Vierzigerjahre – Fantastic Four, Superman und andere – durchaus als Reaktion auf die wachsende Bedrohung, die von Nazideutschland ausging, gelesen werden. Aber nicht nur Superheldengeschichten finden in den Räumen der Ausstellung Platz: Auch viele Überlebendengeschichten – am berühmtesten ist ohne Zweifel die mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Maus von Art Spiegelman – werden ausführlich dargestellt.



Wer nicht abwarten kann, darf in den ausliegenden Leseexemplaren schmökern – praktisch jeder der ausgestellten Comics ist vorhanden. Vergleichsweise gering fällt die Auseinandersetzung mit dem franko-italienischen Pendant zum amerikanischen Comic bzw. der Graphic Novel, der Bande dessinée, aus. Das verwundert aber nicht angesichts der Tatsache, dass der amerikanische Comic maßgeblich von jüdischen Autoren geprägt worden ist. In vergleichbarem Umfang trifft das auf die europäische Comickultur, wenn man überhaupt von einer sprechen mag (Frankreich und Italien mögen sie haben), nicht zu.

In Deutschland als der Heimat Wilhelm Buschs und des Struwwelpeters, wo der Comic als eigenständige Kunstform bis heute nicht so recht gewürdigt wird (im Gegensatz beispielsweise zu Frankreich, wo die Bildergeschichten als neunte Kunst gelten, die gerade erst im Louvre ausgestellt wurde) tut eine Ausstellung wie diese des Jüdischen Museums mehr als Not. Der Comic als eigenständige Kunstform verfügt über Ausdrucksmittel, die es sonst nirgends gibt. Wer sich nicht mit dem Comic beschäftigt, versagt einer der wichtigsten Kunstformen des zwanzigsten Jahrhunderts die Anerkennung.

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