Cinema Quadrat, Mannheim, 23.2.2019: Grindhouse Double Feature
"Laserkill – Todesstrahlen aus dem All" / "Laserblast", USA 1978, R: Michael Rae
Sprechen wir mal in diesem Fall nur vom zweiten Film des Double
Features: "Laserblast" von 1978. Ein Melodram der Jugend, ein verkehrter
Entwicklungsroman, der ins Verderben führt, eine Meditation über das Böse und
die Rettung, die von außen kommen kann; und über den Preis, der bezahlt werden
muss für das Wohl der, wie anzunehmen ist, gesamten Menschheit.
Billy hat eine Freundin, aber die hat einen bösen Opa, na
ja, böse: Er ist verwirrt, ein Schwätzer, ein Verschwörungsdenker, der Billy fortjagt,
weil er ja auch nur einer von denen ist. Mit Kathy muss sich Billy also anderweitig
treffen, am malerischen Picknickplatz, wo Billy es schön romantisch einrichtet.
Aber Billy ist sowieso anders als die anderen, wird von zwei Polizisten
schikaniert und von den Orts-Bullies beschimpft. Und zwar, weil er aus reichem
Hause kommt und sich manchmal komisch benimmt. Dieses komische Benehmen sehen
wir nicht, müssen es aber glauben, weil der Dialog es so will. Seine Mama muss
immer mal wieder nach Acapulco und lässt ihn allein, und er muss immer mit
freiem Oberkörper rumlaufen.
Die Polizei kifft, Gras genug wird ja konfisziert, und das
sind die beiden lustigen comic reliefs
im Film: Dick und doof sind die Bullen, weil die immer alles ziemlich falsch
machen und der Dicke dem Doofen immer das Essen wegisst. Hihi. Die jedenfalls
haben ein scharfes Auge auf Billy geworfen. Und zudem beschimpfen ihn zwei
jugendliche Grobiane in ihrem Cabrio und
sagen "Arschloch" und vergewaltigen mal fast Cathy. Eine Prügelei
entspinnt und dann scheidet man unentschieden.
Aber in der Nacht, da… Doch halt. Ich möchte zunächst am
Anfang beginnen. Da rennt nämlich eine zombieähnliche Gestalt durch die
kalifornische Wüste. In der Hand: Eine Laserkanone. Das ist so eine Art
Plastik-Ofenrohr, in das man seinen Arm reinsteckt, und vorne dran ist so was
wie ein Auspuff in Handstaubsaugerform, und daraus schießt es Laserstrahlen.
Und deshalb gibt es einen Kampf mit Aliens. Jawoll, mit Aliens: die perfekten scene stealers in diesem Film, man
wartet immer drauf, dass die wieder auftauchen! Die Außerirdischen sehen aus
wie Schildkröten ohne Panzer, sie haben kleine, aber mächtige Laserpistolen,
und sie sind in Stop Motion animiert. Das ist ganz, ganz toll, herzallerliebst!
Allein, dass sich jemand die Mühe gemacht hat, diese Außerirdischen zu kreieren
und aus Knete oder sonst was zu basteln und dann auch noch Bild für Bild zu
bewegen! Und diese Aliens und der Zombietyp schießen aufeinander, und dann
verbrennt der Zombietyp zu Asche.
Später dann fährt Billy, in seiner sexuellen Frustration und
in seiner vom Film behaupteten Teenager-Einsamkeit (bei der man nicht vergessen
darf, dass der Billy-Darsteller schon auf die 30 zugeht!), jedenfalls ist er in
der Wüste und findet den Laser-Ofenrohr-Auspuff. Und mit dem spielt er rum wie
ein kleines Kind mit der Faschingspistole, aber immerhin, das ist dem Film
zugute zu halten, ruft er nicht "Piffpaff". Sondern findet beim
Aschehaufen des zuvor von den Aliens Gehetzten so eine Art Fahrradkette, an dem
so ein metallischer Hoden bommelt, der im Dunkeln übrigens blinken kann. Das
hängt er sich um den Hals, und zu seinem (und unserem) Erstaunen schießt jetzt
die Laserkanone. Weil das ist außerirdische Technologie: Man muss so ein
Funk-Ei um den Hals tragen, damit Energie entsteht.
So, wieder zurück, beziehungsweise voraus, denn nach der
Poolparty mit der Beinahevergewaltigung schießt Billy mit seinem Laserstrahl
das Auto der beiden Bösewichter zusammen. Und er sieht dabei aus wie sein
Möchtegern-Alice Cooper!!! Was Energie in den Laser schleust, erzeugt offenbar
auch heftiges Gesichts-Makeup. Und wir bekommen das Leitmotiv des Film zu
erleben: Große, schöne Explosionen. Und was für welche! Andauernd! Der
Pyrotechniker muss ein Workaholic sein! Billy lässt es sich nicht nehmen, Nacht
für Nacht seinen inneren Alienzombie rauszulassen und auf Zeug zu schießen. Zum
Beispiel auf den Doktor, der ihn behandelt hat: Denn das bommelnde Ei hat auf
seiner Brust eine Wunde hinterlassen, in die eine außerirdische Metallplatte
aufgeklebt ist, die der Arzt rausoperiert und um Mitternacht ins Labor bringen
will – wieder geht ein Auto hoch. Oder die beiden depperten und bösartigen
Polizisten – ein Glück sind die gerade bei einer Tankstelle, da gibt’s noch
mehr und noch größere Feuerbälle!
Kurz und gut: Billy wird böse, und tagsüber weiß er nichts davon. Die Aliens im Weltraum kriegen das mit, weil ihr Boss ihnen per Alien-Skype zeigt, was in der Wüste vorgeht: Und wieder bekommen wir Einblicke in avancierteste Alien-Technologie, denn was auf dem großen Infobildschirm im Raumschiff erscheint, das sind die Bilder des Films, wie Billy mit dem Lasergewehr in der Wüste rumspielt. Die können das Bildmaterial vom Schneidetisch der späteren (!) Postproduktion abzapfen und direkt aufspielen, so dass im Film der spätere geschnittene Film auftaucht, ein unglaublicher Paradoxon-Effekt, und wir würden uns nicht wundern, wenn die Aliens die Quadratur der eierlegenden Wollmilchsau in dutzendfacher Lichtgeschwindigkeit durchführen könnten. Im Quantenuniversum.
Kurz und gut: Billy wird böse, und tagsüber weiß er nichts davon. Die Aliens im Weltraum kriegen das mit, weil ihr Boss ihnen per Alien-Skype zeigt, was in der Wüste vorgeht: Und wieder bekommen wir Einblicke in avancierteste Alien-Technologie, denn was auf dem großen Infobildschirm im Raumschiff erscheint, das sind die Bilder des Films, wie Billy mit dem Lasergewehr in der Wüste rumspielt. Die können das Bildmaterial vom Schneidetisch der späteren (!) Postproduktion abzapfen und direkt aufspielen, so dass im Film der spätere geschnittene Film auftaucht, ein unglaublicher Paradoxon-Effekt, und wir würden uns nicht wundern, wenn die Aliens die Quadratur der eierlegenden Wollmilchsau in dutzendfacher Lichtgeschwindigkeit durchführen könnten. Im Quantenuniversum.
Jedenfalls: Washington ist ja auch noch da. Wir haben also
nichts zu befürchten. Der geschniegelte Mann in seiner schwarzen Limousine ist
von, wahrscheinlich, FBINSACIA und er weiß Bescheid. Er verfügt auch über die
natürliche Autorität, den örtlichen Sheriff sofort strammstehen zu lassen. Er
hat Billy bald im Blick, die Aliens auch, und sie alle wollen nur helfen.
Nämlich verhindern, dass Billy seinen Amoklauf ungehindert fortführt. Er
schießt auf Briefkästen und Telefonhäuschen und auf Autos und auf Häuser und
freut sich dabei so sehr, dass alle Klischees des Horror-Buckligen in ihn
zusammenfallen – er ist ja jetzt dauerhaft so ein Zombie-Geschöpf, und Cathy
ist deshalb traurig.
Ende des Films.
Ach ja: Produzent Charles Band hat damit kokettiert, dass der
Film quasi nix gekostet habe. Das können wir nicht glauben. Benzin oder was
immer da dauernd explodiert hat auch in den 70ern ein paar Cent gekostet. Im
Übrigen blafft der dicke Polizist einen der Bullies – der von Laser redet – an,
dass der wohl zu oft "Krieg der Sterne" geguckt hat. Und Billy
zerschießt ein "Star Wars"-Werbeplakat. Das ist lustig.
Harald Mühlbeyer