Filmfest München - Blown away

Unbeschreiblich. Einfach unglaublich.
Terry Gilliam vollbringt Leinwand-Wunder: Bildwelten, wie man sie noch nie gesehen hat, wie man sie auch nie wieder sehen wird, von einem anderen Regisseur sowieso nicht, von Gilliam wahrscheinlich auch nicht - er hat es ja jetzt vollbracht, aus sich herausgeholt, die Phantasie vom "Imaginarium of Dr. Parnassus". Nein, ich will gar nicht über diese Welten im inneren von Gilliams Figuren schreiben; man kann es gar nicht. Man muss es sehen. Wie hier tatsächlich Gilliam das Kunststück fertigbringt, sich soweit in seine Figuren zu versetzen, dass er nicht nur weiß, was sie denken, sondern auch, wie dieses Denken aussieht - und damit für jeden, der ins Imaginarium hinter dem Spiegel eintaucht eine ganz eigene Welt erschafft, die einfach... wie soll ich sagen... die einfach ist.
Und ja: es funktioniert, obwohl Heath Ledger in diesem Film von J. Depp, J. Law und C. Farrell ersetzt wird. Es ist einfach gut, wenn man einen Zauberspiegel dabei hat...
Dazu kommt eine Geschichte, die so dick ist, dass man sie beim ersten Mal sehen gar nicht schlucken kann (ich hab den Film deshalb gleich zweimal gesehen). Über Unsterblichkeit, über Vater und Tochter, über das ewige Geschichtenerzählen, über Teufelspakte, über Entscheidungen, die man treffen muss, über das Ausweichen vor solchen Entscheidungen. Und so weiter. Und alles fügt sich zusammen, überdimensional, unfassbar - aber so ist das mit Monumenten.

Harald Mühlbeyer (noch immer hin und weg)


PS: Barbet Schroeder hat einen interessanten Film gemacht, interessant in seinem Scheitern darin, was er eigentlich sein will. Ein Whodunnit nämlich. Aber wenn der Film "Das Geheimnis der Geisha" heißt, es darin um einen französischen Kriminal-Bestsellerautoren geht, der nach Japan reist und dort von einem geheimnisvollen japanischen Kriminal-Bestsellerautoren verfolgt wird, den noch niemals irgendjemand zu Gesicht bekommen hat; wenn der Franzose sich dabei in eine Geisha verliebt, die ebenfalls Drohbriefe von dem mysteriösen Bösewicht bekommt - dann ist die Preisfrage: was ist wohl das titelgebende Geheimnis? Antworten bitte an Schroeder, c/o Filmfest München.