Uns bleibt immer Paris: “New York, I Love You”, der neue Städteliebe-Kompilationsfilm

von Harald Mühlbeyer

USA 2009. Regisseure: Fatih Akin, Yvan Attal, Allen Hughes, Shuji Iwai, Wen Jiang, Shekhar Kapur, Joshua Marston, Mira Nair, Natalie Portman, Brett Ratner, Randal Balsmeyer. Produktion: Emmanuel Benbihy, Marina Grasic.
Darsteller: Rachel Bilson, Hayden Christensen, Andy Garcia, Iffran Khan, Natalie Portman, Orlando Bloom, Christina Ricci, Ethan Hawke, Maggi Q, Robin Wright Penn, Chris Cooper, James Caan, Anton Yelchin, Olivia Thirlby, Drea De Matteo, Bradley Cooper, John Hurt, Julie Christie, Shia LaBeouf, Carlos Acosta, Ugur Yücel, Shu Qu, Eli Wallach, Cloris Leachman, Emilie Ohana.
Verleih: Concorde.
Länge: 103 Minuten.
Kinostart: 21.01.2010.


Der erste Film des „Cities of Love“-Projektes von Produzent Emmanuel Benbihy von 2006, „Paris, je t’aime“, war nicht nur eine Liebeserklärung an eine Stadt und eine filmische Topographie der Stadt der Liebe, sondern auch ein Kompendium von Kurzfilmen, die Schlaglichter auf deren verschiedene Regisseure warfen: Die Coen-Brüder in der U-Bahn, Wes Craven auf dem Friedhof, und Alexander Payne blickte, wie sollte es bei ihm sonst sein, über eine US-Touristin zurück auf Amerika.

Im Nachfolgefilm „New York, I Love You“ sind ein derartig schillerndes Stilgemisch, ein solches Panorama über die Eigenheiten und Vorlieben verschiedener Filmemacher nicht mehr möglich, alles ist in einem melting pot zu einem Einheitsbrei verkocht worden. Man sieht den Film, man sieht die einzelnen Segmente – diese aber auch nur ansatzweise einem Regisseur zuordnen zu wollen ist ein vergeblicher Versuch. Erst am Ende werden Filmemacher den einzelnen Geschichten zugeordnet, aber einen Aha-Effekt erzeugt das auch nicht – seltsamerweise hat man eher das Gefühl, einen Film von einem einzigen Regisseur gesehen zu haben, so ähnlich sieht sich alles.

Vielleicht liegt es daran, dass alle Regisseure die gleiche Ausstattercrew zur Verfügung hatten; vielleicht liegt es auch an der Auswahl der Filmemacher – Brett Ratner kann halt keinen eigenen Stil reinbringen, als Mann ohne Eigenschaften. Zweimal Central Park, zweimal Chinatown, zweimal den Gehsteig vor einem Restaurant mit der Begegnung zweier Rauchender; ansonsten viele Bars, und merkwürdigerweise sehen Diamantenshop und Apotheke sich ziemlich ähnlich in den allgegenwärtigen warmen Brauntönen, die wohl so was wie Heimeligkeit vermitteln sollen. Und zwischen den achtminütigen Kurzfilmen gibt es kurze Übergangssequenzen, in denen die Protagonisten der verschiedenen Episoden nochmal auftauchen – was den merkwürdigen Eindruck hervorruft, dass New York ein Dorf ist, in dem nicht nur alles gleich aussieht, sondern in dem sich auch jeder jederzeit über den Weg läuft.

Andererseits: Viele der Episoden sind wirklich witzig, und unterhaltsam ist es sowieso, wenn viele kleine Liebesgeschichten aneinandergehängt werden, die sich nicht zu schwer nehmen, die alle mit einer mehr oder weniger überraschenden Pointe abgeschlossen werden. Zwar können die Filmemacher diesen Episoden nicht ihren eigenen Stempel aufdrücken – wer den kraftvollen „Soul Kitchen“ gesehen hat, wird bei diesem Film überrascht sein, dass ausgerechnet eine der schwächeren Geschichten von Fatih Akin stammt. Natalie Portman gibt ihr Regiedebüt, gar nicht mal so übel; zuvor schon hatte sie in der Episode von Mira Nair mit einem indischen Diamantenhändler einen lustigen religiösen Diskurs entfacht. Die beste Episode stammt von Yvan Attal – auch er von Haus aus kein Filmemacher, sondern Schauspieler. Bei ihm macht Ethan Hawke Maggie Q. an, eloquent und verführerisch, direkt und obszön, charmant und selbstverliebt und witzig.

Überhaupt: die Stardichte ist so hoch wie in kaum einem anderen Film, und sie, nicht die Filmemacherriege, ist es denn auch, die so manche Überraschung bietet. Am Ende, der alte Mann: Das ist Eli Wallach, mit schon über 90 Jahren!