"Verblendung" - Vom Buch zum Film

Zum Berlinale Workshop der vergangenen Frankfurter Buchmesse 2009

„Kein Drehbuch. Kein Film.“ heißt es in der Kampagne des Verbands Deutscher Drehbuchautoren. Doch dass vor dem Skript meist noch ein Roman steht, hat man auf der Frankfurter Buchmesse schon längst begriffen. Entsprechend kooperiert die weltweit größte Buchmesse mit Deutschlands wichtigstem Filmfestival, der Berlinale, um die Brücke zwischen Verlegern und Produzenten zu schlagen.

Als Fallstudie wurde am 15.10. im Berlinale Workshop des Programms „Focus on Creative Content“ im Film & Media Forum Stieg Larssons „Millennium-Trilogie“ präsentiert, deren erster Teil, „Verblendung“, als Adaption gerade im Kino läuft. Eva Gedin, stellvertretende Programmleiterin des schwedischen Norsteds Verlag und Jenny Gilbertsson, Stoffentwicklungschefin der Yellow Bird Produktionsfirma zeichneten den Weg des internationalen Bestsellers vom Buch zum Kinofilm nach und gaben dabei Einblick in das Verhältnis von Verlags- und Filmgeschäft.



Ein Insider, so Gilbertsson, habe sie auf die Qualität der drei noch nicht veröffentlichten Bücher aufmerksam gemacht. Den Zuschlag erhielt Yellow Bird, so Gedin, wegen des Enthusiasmus und Respekt des Teams gegenüber dem Stoff. Ein wenig Ironie war dabei im Spiel: Yellow Bird wurde 2003 als Projektfirma von für die „Wallander“-TV-Verfilmungen gegründet – eben jener Art von Schwedenkrimis, gegen die Stieg Larsson sich mit seinen Büchern absetzen wollte. Dass Yellow Bird die Rechte noch vor der Veröffentlichung kaufte, was eher selten ist, schließlich hilft die Popularität der Bücher, Finanziers zu gewinnen. In diesem Fall ein Risiko, das sich lohnte.

Gedin zeigt sich jedoch skeptisch, was wiederum eine Unterstützung des Buchverkaufs durch Verfilmungen betrifft, auch wenn Filmcover-Editionen den abflachenden Absatz von „Verblendung“ wieder ankurbelten. Buchrechte verkauften sich selten besser wegen der Aussicht z.B. auf eine Kinofassung. So würden selten Serien oder (TV-)Filme dem Umsatz helfen, schließlich könnten sie auch schlecht geraten.

Nach der Auswahl der Romanstoffe für eine Spielfilmversion gefragt, verwies Gilbertsson auf die Qualität: Man kaufe ein Buch z.B. wegen der Charaktere oder der Story. Mit den Schriftstellern arbeite man möglichst eng zusammen, doch bekämen diese nur ein Konsultations-, kein Zustimmungsrecht. Zudem lasse man sie nicht selbst die Skripte schreiben: Die Unterschiede zwischen den Medien und ihrer jeweiligen Art des Erzählens seien zu groß. Bei „Verblendung“ freilich habe man die „Fehler“ von Larssons wenig filmischer Dramaturgie belassen, weil sie den Kern des Erfolgs ausmachten. Und auch bei der Zusammenarbeit war das Beispiel der „Millennium-Trilogie“ eine Ausnahme: Stieg Larsson verstarb noch ehe die Filmrechte verkauft wurden.


Bernd Zywietz