Sex vor der Liebe - Kevin Smiths "Zack and Miri Make a Porno"
von Harald Mühlbeyer
Zack and Miri Make a Porno
USA 2009. Regie, Buch, Schnitt: Kevin Smith. Kamera: Dave Klein. Musik: Tom Myers. Produktion: Scott Mosier.
Mit: Seth Rogen (Zack), Elizabeth Banks (Miri), Traci Lords (Bubbles), Jason Mewes (Lester).
Verleih: Senator.
Länge: 102 Minuten.
Start: 13.08.2009
Würde Kevin Smith mal tatsächlich einen echten Porno drehen, stünde am Filmende sicher eine Hochzeit an. Denn Smith ist eigentlich ein Romantiker, ein gottesfürchtiger Familienmensch, und das verbirgt er nur oberflächlich hinter den vielen pubertären Sex-Fantasien in seinen Filmen: „Clerks 2“ mit seinen obszönen Eseleien plus Familienidylle war 2006 ein Manifest dieser Kevin-Smith-Dichotomie. Dass er in seinem neuen Film, der Titel verspricht es schon, sich wieder im sündigen Porno-Sumpf suhlt, ist daher kein Wunder. Und auch nicht, dass der Dreh eines Pornos im Film nur die Verkleidung ist für eine gestandene Romanze.
Zack und Miri sind Loser, haben seit der Highschool nichts Vernünftiges zustandegebracht, stehen kurz vor der Pleite, und sie wohnen als beste Freunde zusammen; ohne Sex, denn wer würde schon mit jemandem schlafen, den er seit der ersten Klasse kennt? Dann werden Strom und Wasser abgestellt, auf dem Klassentreffenerleben sie lauter erfolgreiche Gleichaltrige, und sie beschließen: damit Geld reinkommt, müssen sie einen Porno drehen. Soweit, so unlogisch – doch wer fragt schon danach? Es geht Smith darum, wie zwei Verlierertypen zusammenkommen können, die von sich aus nie einen Schritt aufeinander zugehen würden; und natürlich will er möglichst viele eloquente Diskussionen über unwichtige Dinge aufbauen, durchsetzt mit popkulturellen Slackerwitzen und mit möglichst vielen F-Wörtern. Da geht’s dann um schwarze Bedienungen und schwarzen Kaffee, um Sexspielzeug bei Amazon, um diverse Sexpraktiken. Und um deren Umsetzung in einem dilettantischen Pornofilm, bei dem Zack und Miri einander ficken wollen, ohne dass Sex ihrer Freundschaft im Weg stehen würde.
Jason Mewes, sonst Silent Bobs Kumpel, der nie zum Zug kommt, spielt hier einen dauergeilen Stecher, Ex-Porno-Actress Staci Lords kann Seifenblasen aus gewissen Körperöffnungen zaubern; und leider geht der erste Filmplan daneben, „Star Whores“, in dem Prinzessin Lay Her, Hung Solo und Darth Vibrator mitspielen sollten… Mit nie geahntem Ehrgeiz gehen Zack und Miri ihr Projekt an, keinen billigen Amateurporno, sondern ein Hochglanzprodukt zu kreieren; freilich mit lauter Dilettanten vor und hinter der Kamera, und ohne jedes Filmbudget. Doch das romantische Zusammenkommen von Zack und Miri kann nichts aufhalten, auch nicht ein verkorkster Pornodreh. Und am Ende wird auch die Frage geklärt, wie man mit Sex vor der Liebe umgeht; und mit Liebe, wenn laut Pornodrehbuch jeder mit jedem vögeln soll.