Im Kino: "Der fantastische Mr. Fox" - Wes Andersons Puppenkiste
"Der Fantastische Mr. Fox" / "Fantastic Mr. Fox". Regie: Wes Anderson.
Kinostart: 13.5.2010
Schon auf der Frankfurter Buchmesse und dann noch einmal auf den Hofer Filmtagen hat Redakteur Mühlbeyer Wes Andersons Stoptrick-Animationsfilm "The Fantastic Mr. Fox" gesehen und war begeistert. Hier noch einmal seine Elogen über diesen Film für Mann, Frau, Kind und Hund:
Das ist der neue Film von Wes Anderson, und dass der sich lohnt, versteht sich ja wohl von selbst. Es ist, ja tatsächlich: ein Animationsfilm geworden, und das ist durchaus passend und folgerichtig für Andersons Oeuvre, denn auch seine Spielfilme benutzen eifrig graphische Elemente: die exzessive Buntheit, die extremen Zeitlupen, die bühnenhaften Querschnitte durch die Szenerie, und natürlich die wunderschöne Fischwelt in "Life Aquatic with Steve Zissou"... Nun hat er einen Film ganz im Puppentrick gemacht, eine Kindergeschichte nach Roald Dahl vom Fuchs, der sein bürgerliches Leben aufgibt und seine frühere wilde Zeit als großer Hühnerdieb wieder aufleben lassen will: er überfällt erfolgreich die Farmen von Boggis, Bunce und Bean; doch die schlagen zurück, mit allen Mitteln, verjagen ihn, schießen auf ihn, graben nach ihm, belagern ihn wie auch alle anderen Tiere der Umgebung, und da muss sich der schlaue Fuchs einiges einfallen lassen, um sich und alle aus der Bredouille zu befreien: Pfiff Pfiff, Zungenschnalz!
Das ist das coole Markenzeichen von Mr. Fox, und es es wunderbar, wie sich diese Figur einfügt in die Rollengeschichte von George Clooney, der ihn spricht: schlau, gerissen, charmant, einnehmend, einfallsreich, wortgewandt, ironisch und total cool. Auch wenn Mimik und Gestik und Aussehen von Fox wenig von Clooney haben, treffen sich in diesem Film Clooneys darstellerischer mit Andersons inszenatorischem Witz - der ganz ausgeklügelt in seinen Film - wieder einmal - die Mechanismen von Film-Standardsituationen offen legt und sie zugleich gewinnbringend für sich nutzt: wie er hier etwa die Heistfilm-Topoi (in denen "Ocean" Clooney ja firm ist) mit Finesse verwendet und zugleich ironisch desavouiert...
Und wer hätt's gedacht: natürlich spielen auch wieder Familienprobleme eine Rolle, diesmal, weil dem Fox-Sohn Ash ein Cousin Christoffer zugesellt wird, der ein Naturtalent in allem ist und deshalb ganz schnell zum Konkurrenten um Papas Gunst wird. Beispielsweise im Whackbat-Spiel, in dem Papa Fox früher mal Meister war und in dessen Fußstapfen nun nicht Ash, sondern Christoffer tritt. Eine unglaublich wild-wahnsinnig-unsinnige Baseball- und Cricket-Variante ist das, für die wohl Lewis Carroll Pate gestanden hat.
Harald Mühlbeyer
"Der Fantastische Mr. Fox" / "Fantastic Mr. Fox".
USA/GB 2009. Regie: Wes Anderson. Buch: Wes Anderson, Noah Baumbach nach dem Buch von Roald Dahl. Musik: Alexandre Desplat. Produktion: Allison Abbate, Scott Rudin, Wes Anderson, Jeremy Dawson.
Sprecher: George Clooney (Mr. Fox, deutsch: Christian Berkel), Meryl Streep (Mrs. Fox, deutsch: Andrea Sawatzki), Jason Schwartzman (Ash), Bill Murray (Dachs).
Länge: 87 Minuten.
Verleih: Twentieth Century Fox.
Kinostart: 13.5.2010