GoEast-Festival zum 11. Mal

Das Wettbewerbsprogramm von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films steht fest: Zehn Spielfilme und sechs Dokumentarfilme konkurrieren in der Festivalwoche vom 6. bis 12. April um die mit insgesamt 29.500 Euro dotierten Preise. Drei Filme im Wettbewerb werden als internationale Premieren präsentiert, zwölf weitere feiern bei goEast ihre Deutschlandpremiere. Den Vorsitz der internationalen Jury übernimmt der serbische Regisseur Želimir Žilnik. Das Festival läuft in diversen Wiesbadener Kinos und im Frankfurter Cinestar Metopolis.


goEast, veranstaltet vom Deutschen Filminstitut, versammelt in seinem Wettbewerb handverlesenes Autorenkino und zeigt sich hier von seiner spannendsten Seite. „Filmisch sind im diesjährigen Wettbewerb sehr unterschiedliche Ästhetiken vertreten. Mal werden die Geschichten sehr radikal ins Bild gesetzt, mal lakonisch und dann wieder voller Humor. Sie handeln von existenziellen Erfahrungen: Uns begegnen getriebene, einsame und gewalttätige Figuren, dann aber auch solche voller Großherzigkeit und Mut. Auffällig ist das Interesse am Alltag, an zerbrechenden Familienmodellen etwa“, so Festivalleiterin und Künstlerische Leiterin Gaby Babić.

Um Freundschaft und einen illegalen Grenzübertritt geht es in Marian Crişans Spielfilmdebut MORGEN (Rumänien, Frankreich, Ungarn 2010). Dem Thema Migration widmen sich auch weitere Wettbewerbs-beiträge: Die Tragikomödie SPUREN IM SAND (Bulgarien 2010) von Ivailo Hristov erzählt von einer jahrelangen Odyssee über mehrere Kontinente. Einsamkeit und dysfunktionale Beziehungen prägen die Atmosphäre im kroatischen Wettbewerbsfilm MUTTER DES ASPHALTS (Kroatien 2010) des Regisseurs Dalibor Matanić, der von der Trennung eines gut situierten Paares mit Kind erzählt. Emotionale Kälte formt auch Christi Puius neuesten Film: AURORA (Rumänien, Frankreich, Schweiz, Deutschland 2010) begleitet zwei schlaflose Tage im Leben eines Mannes, der sich auf einen privaten Rachefeldzug begibt. Eine groteske Satire auf das Provinzleben bietet demgegenüber WIEGENLIED (Polen 2010) des polnischen Komödienspezialisten Juliusz Machulski.
Im Dokumentarfilmwettbewerb wird vielfach das Verhältnis von Individuum und Kollektiv ausgelotet. In KATKA (Tschechische Republik 2010) zeichnet die Regisseurin Helena Treštíková über vierzehn Jahre hinweg das Porträt einer drogenabhängigen jungen Frau, das in seiner Offenheit und der Nähe zur Protagonistin unter die Haut geht. Der georgische Regisseur Alexander Kviria findet in seinem Film Gorelovka (Georgien 2010) beeindruckende Bilder für den langsamen Niedergang einer religiösen Minderheit, die in Südgeorgien lebt. In AUF RUBIKS STRASSE (Lettland, 2010) ist der Protagonist eine Straße: gebaut vom Politiker Alfrēds Rubiks, der 1991 mit gewaltsamen Mitteln versuchte, die friedlichen Unabhängigkeitsbestrebungen der Sowjetrepublik Lettland zu unterdrücken. So abwechslungsreich der Verlauf der Strecke, so unterschiedlich sind auch die Menschen, die sich auf dieser Straße bewegen: ein Panoptikum der heutigen lettischen Gesellschaft.


Zu Filmgesprächen mit den anwesenden RegisseurInnen, ProduzentInnen oder DarstellerInnen des Wettbewerbs lädt das Festival alle Interessierten vom 7. April an jeweils ab 22:00 Uhr in das neue Festivalzentrum im Gebäude der Wiesbadener Casino-Gesellschaft ein.