Filmklassiker im Murnau-Filmtheater: "Opfergang" - plus "Mutters Maske"

Am Freitag, 4. Februar, wird in der Filmreihe "Filmklassiker entdecken! Aus den Beständen der Murnau-Stiftung" Veit Harlans Melodram "Opfergang" von 1944 gezeigt. Die Veranstaltung findet um 18 Uhr im Wiesbadener Murnau-Filmtheater statt, Harald Mühlbeyer wird in den Film einführen. Im Anschluss, um 20 Uhr, läuft Christoph Schlingensiefs Remake "Mutters Maske" von 1988 mit Helge Schneider in der Hauptrolle.


"Opfergang" (Regie: Veit Harlan, 1944)

Carl Raddatz heiratet nach der Rückkehr von einer Weltreise die schöne Irene von Meyendorff, deren Vater gerne bei geschlossenen Fensterläden eine Dionysos-Dithyrambe von Nietzsche deklamiert. Zugleich ist Raddatz angezogen von der sinnlichen Kristina Söderbaum, die so lebendig erscheint. Doch Söderbaum ist unheilbar krank, bei Abwesenheit des Geliebten wird sie immer schwächer. Kraft gibt ihr dessen täglicher Gruß, wenn er an ihrem Gartentor vorbeireitet – bis auch er durch Krankheit verhindert wird. Nun reitet die Ehefrau grüßend am Garten der Nebenbuhlerin vorbei…

„Opfergang“ ist ein faszinierendes, symbolisch überhöhtes Melodram von Veit Harlan, in dem sich in stilisierter Erhabenheit der Konflikt zwischen bildungsbürgerlicher Trockenheit und weltumfassender Sinnlichkeit, zwischen Verehren und Begehren in delirierende Höhen hinaufschwingt. Harlan, der große Regiekünstler, ist zugleich einer der nationalsozialistischsten Filmemacher: Mit voller Wucht verbinden sich hier Melodram, Todesmystik und Opfermythos.


"Mutters Maske"
(Regie: Christoph Schlingensief, 1988)

Wenn Helge Schneider in seiner ersten großen Bösewicht-Rolle seine Mutter in den Wahnsinn zu treiben trachtet, die in tranceartiger Euphorie von der manisch depressiven Brigitte Kausch gespielt wird; wenn sich eine zarte Liebe zur aidskranken Nachbarin entfaltet; wenn Udo Kier als latent pädophiler Kinderheimleiter beim Maskenball „Am Brunnen vom Tore“ singt; wenn der Diener aus der Badewanne heraus das Geschehen kommentiert: Dann wird das Pathos des Originals persiflierend bloßgestellt; und zugleich werden auf verdreht-groteske Weise die melodramatischen Strukturen in Schlingensiefs Œuvre offengelegt.

Christoph Schlingensief über sein Remake von Veit Harlans „Opfergang“: „Das funktioniert am besten, wenn man erst "Opfergang" und dann "Mutters Maske" sieht. Dann merkt man, dass die beiden Filme in einer ganz merkwürdigen Abhängigkeit stehen. Sieht man "Mutters Maske" alleine, könnte man denken: ‚Ja, Christoph, was ist denn jetzt wieder passiert, willst du nicht andere Tabletten nehmen?’“


Die Filmreihe "Filmklassiker entdecken!", konzipiert von Harald Mühlbeyer, möchte auf deutsche Filmproduktionen aus den Jahren des Dritten Reiches aufmerksam machen, die es verdient haben, dem Vergessen entrissen zu werden.


Die weiteren Filme, monatlich im Murnau-Filmtheater:

"Sergeant Berry", Herbert Selpin 1938

"Capriccio", Karl Ritter 1938

"Peter Voss, der Millionendieb", Karl Anton 1945

"Wir machen Musik", Helmut Käutner 1942

"Romanze in Moll", Helmut Käutner 1943