Bis zum Abspann und weiter - Eröffnung des fünf seen film festivals mit "Omamamia", Marianne Sägebrecht, Annette Frier und jeder Menge Kaiserschmarrn
Das Fünf Seen Film Festival rund um Starnberg hat sich
gemausert: Bis zum 5. August liefen über 140 Filme an 11 Tage und namhafte
Gäste begrüßen ein filmbegeistertes Publikum. Am Abend des 26. Juli ging es in
der Schlossberghalle Starnberg los: Marianne Sägebrecht und Annette Frier
posierten auf dem in Starnbeg nicht roten, sondern blauen Teppich.
Schauspielerin Marieke Oeffinger, seit langem dem Festival
verbunden, moderierte charmant die Eröffnungsgala, Auftakt zu einem spaßigen
Abend mit "Omamamia" von Tomy Wigand, der in einer Weltpremiere
Monate vor dem Kinostart zu sehen war. Als Quadratur des Kreises eine
hervorragende Wahl als Eröffnungsfilm, der auf der Feelgood-Welle des
Mainstreams geschickt surft.
Marianna Sägebrecht als Bairisches Urgestein spielt
"Oma", die nach Kanada ausgewandert ist und sich nichts sehnlicher
als einen Segen von Papst Benedikt wünscht, man mutmaßt, warum. Als die
übervorsichtige Tochter (Annette Frier) diese Pläne durchkreuzen will, macht
sich Oma allein auf den Weg, trifft die nicht gerade gut katholisch in Rom
lebende Enkelin und ein paar liebenswert-skurrile Italiener... und natürlich
ist am Ende alles gut, alles wie es war und doch ein bisschen anders.
Dieser Film wird nicht die Welt retten, ist aber durch die
Bank humorvoll und liebenswert, manchmal auch nachdenklich. Und im Kleinen
recht aufmerksam geschrieben und inszeniert: „Wir hätten mehr Trauerarbeit mit
Oma leisten müssen“ – so ein Juristendeutsch muss man erst einmal sich zu
schreiben trauen! Wenn Frier in der auf den ersten Blick undankbaren Rolle der
verklemmten Tochter diesen Satz über den verstorbenen Opa sagt, merkt man
Zwischentöne in dem ansonsten eher leichten Film: Diese Frau ist auch als
Spaßbremse noch liebenswert, aber sie wird noch das eine oder andere lernen
müssen. Was sie natürlich tut.
Gegen Ende werden es der Allerweltsweisheiten ein wenig zu
viele und die Liebesprobleme dreier Generationen stellen die Frage: Ist die
"wilde" Jugend genauso verklemmt wie die ältere Generation oder sind
umgekehrt die Älteren auch nicht immer so prinzipientreu, wie es scheint? Ein bisschen
von beidem.
Obwohl es einigen Festivalbesuchern genau andersherum
erging, hat mich die ungewöhnlich Erzählweise im ersten Akt beeindruckt: Die
Bilder sind – bei schnellem Geschehen – sehr ruhig gehalten, aber man muss
immer einen Moment lang überlegen, was da gerade passiert; es schiebt sich
etwas ins Bild, man muss sich orientieren, sich die Totale, den Überblick im
Kopf erschließen. Und fast bevor man Zeit dazu hat, geschieht alles Knall auf
Fall und sind wir schon mitten in der Geschichte.
Insgesamt aber schon ein typisches Feelgood-Movie, dessen
Gags teilweise tatsächlich Pfeffer haben (einmal im wahrsten Sinne des Wortes).
Regisseur Tomy Wigand und Hauptdarstellerin Marianne Sägebrecht sind dabei gar
nicht so papstdevot, wie es scheinen könnte. Sicherlich, "Oma"
wünscht sich nichts so sehr wie einen Segen von dem Mann, der in der deutschen
(und auch innerhalb der katholischen) Öffentlichkeit äußerst kritisch
betrachtet wird. Aber es zeigt sich, dass man seinen "Segen" (das Drehbuch
benutzt das Wort bewusst mehrmals im nichtreligiösen Zusammenhang) eben auch
anders bekommen kann. Und dass man ihn auch aus anderen Gründen suchen kann,
wie die Geschichte eines charmanten Schlawiners und Möchtegernmafioso zeigt.
Sägebrecht erzählt hinterher, dass dies in gewissen italienischen Kreisen
tatsächlich der Preis einer verlorenen Wette oder verlorenen „Ehre“ sei und für
Agnostiker die schlimmste Schmach... Und wie ihre "Oma" den Segen um
jeden Preis (sogar um denjenigen einer Scheinehe) erlangen möchte, sei sowieso valentinesk,
so die Darstellerin mit bajuwarischem Humor.
Also, auf diesen Film kann man sich einlassen! Wer im Rahmen
der vielen originellen Details einmal wissen möchte, wie es zu so genialen Wortschöpfungen
wie "Zeugungsnebel" (von Sägebrecht dem Drehbuch beigesteuert) kommen
kann, muss den Film selbst sehen. Und wer Klassiker mag, wird u.a. im Vatikan
Anspielungen auf den „Paten“ finden, und in zudem Rererenzen an die
unverwüstlich Rom-Romanze "Ein Herz und eine Krone" (1953) entdecken
(Vespa fahren in Rom! Und die Frage, ob der Mann oder die Frau fahren darf! Außer,
dass Sägebrecht nicht Audrey Hepburns Wespentaille hat…)
Am Ende – auf Screenshot sage ich besonder
gern: NACH dem Abspann – präsentierte sich dann das ganze Team unter begeistertem
Beifall. Und es gab, wie im Film, Kaiserschmarrn für alle.
Tonio Gas