Feige ZWEIOHRKÜKEN

Til Schweigers Fortsetzung seines Publikumserfolgs KEINOHRHAASEN heißt ZWEIOHRKÜKEN – und wird vorab nicht der Presse gezeigt. Nicht, dass wir von Screenshot uns dem Film unbedingt hätten annehmen wollen. Doch diese Verweigerung ist an sich schon bedenklich, wie auch der Verband deutscher Filmkritiker e.V. (VDFK) findet.

In dessen aktueller Pressemitteilung heißt es dazu:

Der VDFK kritisiert die Entscheidung von Barefoot Films und Warner Bros., für den neuen Til Schweiger-Film "Zweiohrküken" keine Pressevorführungen anzusetzen. Pressevorführungen sind die unabdingbare Voraussetzung für eine öffentliche Auseinandersetzung über Film; wer seinen Film vorher nicht zeigt, entzieht sich dieser Diskussion.

Na und, mag man meinen – ist doch deren gutes Recht, ihren Film vorab zu zeigen, wem und wann man will. Doch ganz so einfach ist es nicht, wie der VDFK ganz richtig bemerkt. Denn schließlich ist ZWEIOHRKÜKEN

„(...) mit beträchtlichen Summen Steuergeldes gefördert (die FFA förderte mit 550.000 Euro, das Medienboard Berlin-Brandenburg mit 900.000 Euro). Die Fördergremien müssen sich die Frage stellen, ob sich eine derartige Unterstützung einerseits und eine derartige Behinderung eines öffentlichen Diskurses andererseits miteinander vereinbaren lassen - insbesondere, da es sich bei Til-Schweiger-Filmen inzwischen nicht mehr um die Ausnahme, sondern um die Regel handelt“ (VDFK)

Darüber hinaus, so der VDFK, habe in den letzten Wochen eine „Selektion nach Unterwürfigkeit zu Beobachten, wenn es um Infohappen ging:
Einzelne Medienvertreter bekamen `Zweiohrküken´ oder Ausschnitte daraus zu sehen; deren Auswahl erfolgte offensichtlich nach dem Prinzip, von wem eine positive Kritik zu erwarten war und von wem nicht. Ein solches Verhalten seitens einer Produktion und seine Tolerierung durch einen Verleih zerstört die Grundlagen der Zusammenarbeit in der Filmbranche.“

Deshalb finden wir von Screenshot einfach mal vorab und prophylaktisch ZWEIOHRKÜKEN ganz ganz scheiße, lieber Herr Schweiger, und wenn Sie uns deshalb nicht einladen, zur Vorführung von Ausschnitten, sind sie feige und haben keinen Mumm, Sie (Keinohr-) Angsthaase. Versuchen Sie's auch gar nicht, wir kämen eh nicht.

Aber Spaß beiseite: Steuergelder abgreifen (wobei hier mal wieder die – freilich angesichts der sicheren Einspielsumme verständliche – Förderentscheidungen hinterfragt werden können), um sich dann mit rein privatwirtschaftlichem Gestus als Produzent zu verweigern, ist, gelinde gesagt, unfein, auch nicht besonders verständlich: Denn seien wir ehrlich, muss sich Til Schweiger Sorgen machen, dass ernsthafte Filmkritik ihm bei diesem Filme eine nennenswerte Zahl von Zuschauer abhalten würde?
Und, auf der anderen Seite: Gibt es für die Filmkritik nicht wichtigere, kleinere sprich: ansonsten eher unbekannt bleibende Filme zu fördern, indem man sie bespricht und bekannt macht?

Womit wir wieder bei der Frage nach Sinn und Wirkung von Filmkritik wären.

Bernd Zywietz