Animierter Sternenkrieg - "Star Wars: The Clone Wars" – Staffel 1 (Blu-ray)

von Bernd Perplies

Star Wars: The Clone Wars – Staffel 1
USA 2008. Regie: Dave Filoni, Rob Coleman u. a.
Sprecher: Matt Lanter (Anakin Skywalker), James Arnold Taylor (Obi-Wan Kenobi), Ashley Eckstein (Ahsoka Tano), Anthony Daniels (C-3PO), Ahmed Best (Jar Jar Binks), Matthew Wood (General Grievous) u.a.
Länge: 502 min. , 22 Episoden, vier Disks
Vertrieb: Warner Home Video
Erscheinungsdatum: 20.11.2009
Bonusmaterial: 22 Behind-the-Scenes-Featurettes mit Interviews mit dem Regisseur und der Crew, 68-seitiges Booklet mit Zeichnungen und Anmerkungen der Künstler, Vorschau auf Staffel 2, Game_Trailer: Republic Heroes, Starwars.com-Trailer, Die Jedi-Tempel-Archive: eine umfangreiche Datenbank mit frühen Testanimationen, Konzeptentwürfen und 3D-Ansichten


Als im Sommer 2008 der Film „Star Wars: The Clone Wars“ in die Kino kam, schieden sich an ihm die Geister. Peinliche Handlung um einen Babyhutten, seltsam holzschnittartig agierende Figuren, eintönige Hintergründe (vor allem auf Tatooine) … Das waren Kritikpunkte, die Fans dem neuen Film aus der Schmiede von George Lucas vorwarfen. Dann kam die TV-Serie, für die der Film eigentlich nur der Pilot gewesen war. Und man musste überrascht eingestehen: Sie war in jeder Hinsicht besser als ihr „großer Bruder“. Und mit dem Erscheinen auf Blu-ray ist sie sogar noch ein bisschen besser geworden.

Die grundlegende Situation ist rasch umrissen: Während der Krieg zwischen der Republik und der Konföderation der Separatisten in der Galaxis tobt, kämpfen die heroischen Jedi, darunter Yoda, Anakin Skywalker, Obi-Wan Kenobi und Anakins neuer Padawan Ahsoka Tano darum, Frieden und Ordnung wiederherzustellen. Unterdessen setzen die Separatisten, angeführt vom charismatischen Count Dooku, seiner Attentäterin Asajj Ventress und dem bösartigen Droidengeneral Grievous, alles daran, die Republik zu stürzen und die Macht zu übernehmen.

22 Episoden enthält die erste Staffel der neuen „Star Wars“-Animationsserie, die in einer hübschen, buchartigen Hülle daherkommt. Jede der Episoden beginnt mit einem kleinen Motto in der typischen blauen „Star Wars“-Schrift, einer kurzen Weisheit, wie sie aus dem Munde Yodas stammen könnte und die der jeweiligen Episode als Motiv übergeordnet ist. Ein Hauch von pädagogischem Wert inmitten des ansonsten fröhlich sinnfreien Droidenschlachtens.

Vor der eigentlichen Handlung steht zudem ein kurzes Intro, das in einem flotten Bilderreigen und von einem reißerisch klingenden Sprecher untermalt die gegenwärtige Situation darlegt und somit die gesamte langwierige Exposition einer Episode erspart. Der Stil erinnert stark an die Kriegsberichtserstattung der „tönenden Wochenschauen“ aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, und das ist nicht nur Absicht, sondern auch Programm der ganzen Serie.

Entsprechend bietet „The Clone Wars“ inhaltlich vor allem eines: heroische Kampfepisoden. Sei es auf der Suche nach einer Superwaffe der Separatisten, beim Infiltrieren der feindlichen Reihen, bei Verhandlungen mit wankelmütigen Bündnispartnern oder dem Erobern und Zurückerobern beliebiger Randweltenplaneten: Immer werden uns heldenhafte Jedi, treue Klonkrieger, tumbe Droiden und sinistre Separatistenführer im Widerstreit gezeigt, die sich mit flotten Sprüchen auf den Lippen gegenseitig die Hucke vollhauen.

Natürlich finden sich auch einige kurze, besinnliche Momente in den Folgen, die als Kontrapunkte zur reichhaltigen Action gesetzt werden. Doch man muss schon genau aufpassen, damit man die Botschaft mitbekommt, bevor die nächste Spannungssequenz folgt. Denn „The Clone Wars“ ist keine moderne Serie in dem Sinne, dass sie auf Charakterentwicklung, große Gefühle und ausgefeilte Plot-Twists bauen würde. Sie stellt vielmehr das dar, was „Star Wars“ im Kern schon immer war: ein phänomenal buntes Weltraum-Märchen im Stil der 30er-Jahre-Serials wie „Flash Gordon“ oder „Buck Rogers“.

Das mag eine naive Art des Erzählens sein. Und doch funktioniert sie, wenn man sich mal innerlich von diesen hochbedeutungsschwangeren und -komplexen Erwachsenenserien wie „Battlestar Galactica“ oder „Lost“ zu lösen vermag und den kindlichen „Sense of Wonder“ zulässt. Denn zum Staunen bietet „The Clone Wars“ wirklich einiges – und damit spreche ich nicht nur von den zahllosen neuen Raumschiffen, Droidentypen und Klonsoldaten, die jedem Fan des Expanded Universe das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.

Die im ersten Moment etwas befremdlich wirkende Optik, mit ihren seltsam kantigen Figuren und den 3D-Objekten in einer geradezu in Öl gemalten Welt, ist mitunter wahrlich atemberaubend und wunderschön zugleich. Wenn sich General Grievous’ Superraumschiff von drei republikanischen Sternenzerstörern verfolgt brennend durchs All schleppt, wenn über der Prärie eines fremden Planeten ein prachtvoller Sonnenuntergang die Wolken am Himmel in ein Farbenspektakel verwandelt, wenn Ahsoka Tano mit Meisterin Luminara Unduli gegen die Sith-Attentäterin Asajj Ventress in einem explodierenden Maschinenraum im Lichtschwertduell bestehen muss, dann sind das Momente, in denen man den Film anhalten und sich das Standbild gerahmt an die Wand hängen möchte.

In diesen Momenten entfaltet das Medium Blu-ray (um das mal erwähnt zu haben) wahrhaftig seine ganze Wirkung. Das Bild ist wirklich gestochen scharf und während manche Raumschiffe mit geradezu fotorealistischem Detailreichtum vor einem phänomenalen Sternenmeer dahingleiten, ist der Eindruck sogar noch nachhaltiger in Szenen wie den oben beschriebenen, in denen wundervolle Farbverläufe, kunstvoll texturierte Hintergründe und das Spiel von farbigem Licht den Bildern eine Fülle verleihen, die man im gleichnamigen Kinofilm noch an vielen Stellen vermisst hat. Hier merkt man in der Tat, dass das Team um Serienkoordinator Dave Filoni immer besser wurde und wird.

Apropos Kinofilm: Im Gegensatz zur TV-Ausstrahlung, die „Star Wars: The Clone Wars“ noch in 16:9 (1,85:1) präsentierte, ist die Serie auf der Blu-ray im originalen Scope-Kinoformat von 2,35:1 abgelegt. Das heißt, es finden sich zusätzliche Bildinformationen an beiden Rändern des Bildes, die zwar meist nicht von großer Bedeutung sind, das Bildkader aber weniger eingeengt wirken lassen als noch im Fernsehen. Dieser Umstand ist übrigens falsch auf der Hülle abgedruckt, die noch ein Format von 1,85:1 behauptet!

Auch auf der Tonebene weiß die Serie voll und ganz zu überzeugen. Die Musik ist zwar nicht von John Williams, aber auch Kevin Kiner, der einen nicht ganz so orchestralen, doch kaum weniger vielfältigen und dynamischen Soundtrack beisteuerte, weiß zu gefallen. Die großartige Tonkulisse zieht dann wirklich alle Register. Von allen Seiten jaulen Blaster, dröhnen Schiffstriebwerke und summen Lichtschwerter – das richtige Equipment im Heimkino vorausgesetzt. Alle Geräusche entstammen dem Sound-Fundus der Kinofilme und sorgen somit für erstklassige „Star Wars“-Atmosphäre.

Die englischsprachigen Sprecher sind natürlich nicht Hayden Christensen oder Ewan McGregor, aber das merkt man eigentlich kaum, denn ihre Ersätzmänner verleihen den Figuren authentisch klingende Stimmen. Einige Schauspieler, wie Anthony Daniels (C-3PO) und Ahmed Best (Jar Jar Binks) ließen es sich sogar nicht nehmen, wieder selbst vors Mikrofon zu treten, dazu kommen namhafte Gaststars wie James Marsters (Spike aus „Buffy“), George Takei (Sulu aus „Raumschiff Enterprise), Ron Perlman oder Michael York. In Deutschland dürfen sich die Fans übrigens über die originalen Sprecher der Prequel-Kinofilme freuen – hier zahlt sich aus, dass Synchronsprecher eben keine teuren Hollywoodschauspieler sind.

Das Bonusmaterial der Blu-ray ist gut, aber nicht überragend. Zu jeder Episode existiert ein kurzes Featurette (zuvor bereits auf www.starwars.com zu sehen), das die Macher nutzen, um in etwa jeweils fünf Minuten über die wichtigen Themen und Figuren der Episode zu sprechen. Dazu kommt noch das so genannte Jedi Archiv, das das Gesagte durch Illustrationen und Animationsentwürfe ergänzt. Außerdem gibt es eine kurze Vorschau auf die zweite Staffel, einen Trailer zu dem Computerspiel „Republic Heroes“ sowie ein in der buchförmigen DVD-Hülle eingeklebtes Booklet mit weiteren Konzeptzeichnungen (und natürlich dem Hinweis auf das viel dickere Werk „Art of Star Wars - The Clone Wars“).

Zwei Dinge fehlen mir allerdings. Zum einen gibt es kein richtiges Making-Of, das umfassendere Einblicke in die Entwicklung und Produktion der Serie bietet. Dabei wäre es beispielsweise hochinteressant gewesen, zu sehen, wie sich de facto die visuelle Qualität der Serien-Episoden durch Weiterentwicklungen im Produktionsablauf gesteigert hat. Zum zweiten werden sieben Episoden laut Menü als „Director’s Cut“ angeboten. Leider wird nirgendwo erklärt, was das zu bedeuten hat. Sind die Episoden länger? Sind sie umgeschnitten worden? Wurden sie optisch aufpoliert? Ein kurzer Hinweis wäre hier nicht fehl am Platze gewesen.

Fazit: Wer kurzweilige, visuell eindrucksvolle Animationsunterhalt mag, ist bei „Star Wars: The Clone Wars“ genau richtig. Inhaltlich darf man nicht mehr als heroische Space Opera erwarten, aber optisch auch nicht weniger! Und Freunde des Expanded Universe erfreuen sich an der Fülle neuer „Puzzlestücke“ (von Kommandodroiden, über gewaltige, im Weltraum lebende Flugkreaturen und separatistische Superraumer, bis hin zu Klonsoldaten in Winterrüstung), die das phantastische Panoramabild der Galaxis weit weit entfernt noch etwas bunter machen.


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