FILMZ 09 - Billiger Klunker

Selbst wenn man dem FILMZ-Festival wohlgesonnen ist, kann es nur zwei Entschuldigungen dafür geben, einen Schmarrn wie "Diamentenhochzeit" ins Programm zu nehmen.

Wobei Entschuldigung Nummero Eins nicht gelten kann: dass der Film nämlich, wie im Programmheft beworben, beim Filmfest München für den "Förderpreis Deutscher Film" nominiert war. Denn, haha, wir alle wissen: In München hat die Jury um Caroline Link die Förderpreise überhaupt nicht vergeben, mangels geeigneter Kandidaten!
Einer dieser Pappenheimer war eben: "Diamantenhochzeit". Ein schludriger, schlecht gespielter, schlecht getimter, schlecht inszenierter Slapstick-Versuch, der gründlichst danebengeht. Ohne Witz, ohne den Versuch, seine Figuren irgendwie ernstzunehmen - und gerade eine Komödie muss das tun! -, ohne Gespür für Gags, Esprit oder innere Logik - auch die ist essentiell im komischen Fach - hangelt sich der Film von Michael Kupczyk von unlustiger Szene zum nächsten Scherzversuch, immer entlang der Storyline der eineinhalb, zwei Stunden vor einer Hochzeitsfeier, in denen alles schiefgeht.

Die zweite Entschuldigung, die man sich vorstellen könnte, kann zwar auch nicht mit diesem Programm-Fauxpas versöhnen; aber wir wollen mal annehmen, dass es so gelaufen ist, aus Wohlwollen für FILMZ und seine Macher: Da wollte man halt - vielleicht - eine der beiden dezidierten deutschen Komödien nehmen, die in München liefen; und für "Unter Strom" von Zoltan Paul war damals noch der Oktober als Starttermin festgelegt... Weshalb dieser Film für FILMZ ausfiel. Nun startet "Unter Strom" zwar tatsächlich im Dezember; doch das Kind ist schon in den Brunnen gefallen, die Wahl fiel auf "Diamantenhochzeit", und tatsächlich ist das einzig Interessante an Kupczyks Film sein Scheitern im Vergleich zu Pauls Komödie: Wo der alles richtig macht, macht der andere alles falsch, man müsste da mal Punkt für Punkt den einen in Kontrast zum anderen setzen.
Aber dafür müsste man "Diamantenhochzeit" nochmal sehen, und wer könnte sowas schon wollen.

Harald Mühlbeyer