Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? - Eröffnung der H.R. Giger-Ausstellung im Frankfurter Filmmuseum



Kunst - Design - Film. Unter diesen Schlagworten präsentiert das Deutsche Filmmuseum in Frankfurt seine Sonderausstellung zum Künstler H.R. Giger, die am 20. Januar mit prominenten Gästen eröffnet wurde. Nicht nur war der Künstler selbst in Begleitung von engen Freunden und seiner Gattin anwesend, sondern Claudia Dillmann, die Direktorin des deutschen Filminstituts, und Ausstellungsleiter Hans-Peter Reichmann konnten auch den schweizerischen Generalkonsul Julius F. Anderegg und den Giger-Experten Dr. Carlos Arenas begrüßen, die beide wohlwollende Worte zum ambitionierten Projekt des Museums und zu Gigers Schaffen insgesamt mitbrachten und damit sowohl Appetit auf eine erste Besichtigung der Ausstellung als auch auf das zur Eröffnung vorbereitete Schweizer Büffet machten.

Garniert mit Speis’ und Trank wurde Gelegenheit geboten, einen ersten Blick auf die gelungene Sonderausstellung zu werfen und sich darüber hinaus bei Meister Giger höchstpersönlich ein Autogramm abzuholen. Den Abschluss des Abends bildeten zwei Dokumentarfilme, die zahlreiche Interessierte in den hauseigenen Kinosaal lockten. Gezeigt wurden „Giger’s Alien“ (1979), mit dem der Künstler selbst die Dreharbeiten zu Ridley Scott’s “Alien“ kommentierte, und anschließend Fredi M. Murers „Passagen“ von 1972, eine essayistische Auseinandersetzung mit Gigers künstlerischer Motivation sowie seinen Themen, Motiven und Arbeitsweisen.

Hans Ruedi Giger (geb. 1940 in Chur) beginnt in den sechziger Jahren kurz nach einer vierjährigen Designausbildung seine Tätigkeit als freier Künstler und findet ein Forum in diversen Undergroundmagazinen. Bis heute hat er eine imposante Zahl von Kunstwerken, darunter vor allem Malereien und Skulpturen, geschaffen, die eine einzigartig düstere Eleganz besitzen. Er verbindet Metall, Holz oder Kunststoffe unter anderem mit Knochen bzw. Schädeln und hat sich für seine Bilder die Airbrush-Technik angeeignet, die er aus freier Hand ohne die sonst üblichen Schablonen einsetzt. In seinem Kosmos finden sich kalte, dunkle, lebensfeindlich anmutende Raumkonzeptionen, höhlenartige Strukturen und endlose Korridore, die scheinbar endlos in die Tiefe reichen. Sind seine Räume bevölkert, dann vor allem von seinen so genannten ‚Biomechanoiden’, von Lebewesen, die ein Verbindung aus Technik und Fleisch darstellen und die meist mit Symbolen von Tod, Gewalt, Geburt und Sexualität verknüpft sind.

Im Zentrum der noch bis zum 17. Mai dauernden Ausstellung stehen dem Titel entsprechend H.R. Gigers filmbezogene Arbeiten, die bisher wohl am eindrucksvollsten in Ridley Scotts „Alien“ (1979) zur Geltung kommen konnten. Für seine Arbeit an dem Klassiker wurde Giger 1980 mit dem Oscar in der Kategorie ‚Best Achievement in Visual Effects“ belohnt. Der Künstler ermöglichte durch detailliert ausgearbeiteten Kreaturen und Sets eine bis dahin einmalige Verbindung von Design, Kunst und filmischen Ausdrucksmitteln und konfrontierte die Zuschauer weltweit mit einem nie dagewesenen, in sich enorm ausgereiften Grauen, das sich vor allem im Kopf ausbreitete. Weitere Arbeiten folgten, Giger wirkte an Filmen wie „Species“ (1986) oder „Poltergeist 2“ (1995) mit und fertigte mit viel Detailverliebtheit zahlreiche, zum Teil leider nie realisierte Entwürfe an. Zu sehen sind neben Kostümen, Skizzen, Requisiten und Modellen zu den genannten Filmen auch weniger bekannte Arbeiten, wie beispielsweise das abstrakte außerirdische Wesen zum Film „Swissmade 2069“ (1968) oder Möbelstück-Designs für Alejandro Jodorowskys sagenumwobene, leider gescheiterte „Dune“-Umsetzung.



Ergänzend zu Gigers rein filmbezogenen Arbeiten finden sich auch zahlreiche Originalgemälde, die in ihrer imposanten Größe stets sehr sehenswert sind, dabei den Betrachter gleichermaßen anziehen wie abstoßen und in jedem Fall ein angenehm ‚mulmiges’ Gefühl im Magen hinterlassen. Außerdem präsentiert das Filmmuseum seltene, teils noch nie ausgestellte Fundstücke aus Gigers Haus in der Schweiz. Frühe Arbeiten, Tagebuchseiten und sogar Kinderzeichnungen dokumentieren seine frühe Entwicklungsphase sowie die Dreharbeiten zu „Alien“ und rufen so ein wenig den Menschen hinter dem Grauen ins Bewusstsein – was bei vielen Ausstellungen leider nur zu gerne ausgespart wird.

Trotz des begrenzten Platzes kann also ein recht repräsentatives Spektrum von Gigers Arbeit und Werdegang betrachtet werden. Wer sich für zusätzliche Informationen interessiert, hat die Möglichkeit, einen Ausstellungskatalog mit fachkundigen Texten und einigen Inhalten, die über die Exponate hinausgehen, zu erwerben. Hier findet sich unter anderem ein empfehlenswerter Essay des bereits erwähnten Giger-Kenners Dr. Carlos Arenas, der kurz und prägnant das Universum des Künstlers präsentiert. Wie üblich findet im Kino des Filmmuseums auch wieder eine begleitende Filmreihe zur Ausstellung statt, die Termine hierzu finden sich auf der Homepage des Frankfurter Filmmuseums. Dem geneigten Betrachter werden zahlreiche seltene Dokumentationen zugänglich gemacht und außerdem in zwei Nächten die vier „Alien“-Filme jeweils im Doppelpack auf der großen Leinwand geboten, wo sie ihre ganze, beängstigende Wirkung entfalten können.

Dennis Vetter